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  • AutorenbildDavid Langness

Baha'u'llah – Stifter der jüngsten Weltreligion

Baha'i werden heißt zunächst, die zentrale Frage zu beantworten: Wer war Baha'u'llah, der Stifter und Prophet der jüngsten Weltreligion - und glaube ich, was er lehrte?


Baha'u'llah ist der Stifter und Prophet der jüngsten Weltreligion

Da die Baha'i den Lehren Baha'u'llahs folgen und ihn als den vorläufig letzten Gottesboten betrachten, beginnt jedes Bemühen, den Baha'i-Glauben zu verstehen, mit dieser Frage.


Baha'u'llah, geboren am 12. November 1817 in Teheran, Persien, trug den Namen Mirza Husayn Ali. Als Sohn von Mirza Abbas, der auch als Mirza Buzurg bekannt war, einem bedeutenden Großgrundbesitzer und Regierungsbeamten aus der Provinz Nur, stammte Baha'u'llah sowohl von Abraham als auch von Zoroaster ab.


In seiner Kindheit fiel Baha'u'llah durch seine ausgesprochene Reife auf. Die Lehrer sagten zu seinem Vater, er wisse bereits alles, was sie ihm beibringen wollten. In seinem frühen Erwachsenenalter wurde Baha'u'llah in Persien als „der Vater der Armen“ bekannt, wegen seiner wohltätigen Arbeit unter den Notleidenden und Obdachlosen. Als Dichter und Mystiker schloss sich Baha'u'llah 1844 im Alter von 27 Jahren dem neu gegründeten Babi-Glauben an und verkündete begeistert die revolutionäre neue Religion des Bab – der wiederum verkündete, dass er gekommen sei, um den Weg für „Ihn, den Gott offenbaren wird“, den Verheißenen aller Zeiten, anzukündigen.


Trotz der Verfolgung durch den islamischen Klerus und seiner Verhaftung und Folterung wegen seiner Überzeugungen wurde Baha'u'llah zum Führer der Babi. Die Anhänger des Bab, dessen Glaube so schnell wuchs, dass er die Macht der muslimischen Geistlichen und der Regierung bedrohte, wurden gnadenlos verfolgt, gefoltert und hingerichtet. Nach der Hinrichtung des Bab durch die Regierung im Jahr 1850 und Baha'u'llahs anschließender Verbannung aus Persien im Jahr 1852, verkündete er 1863 von Bagdad aus den Beginn des Baha'i-Glaubens. Indem er das Aufkommen seines neuen Glaubens ankündigte, schrieb Baha'u'llah:

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Die Offenbarung, die seit unvordenklichen Zeiten als das Ziel und die Verheißung aller Propheten Gottes gepriesen worden ist und das höchste Verlangen Seiner Boten war, ist nun nach dem alldurchdringenden Willen des Allmächtigen und auf Sein unwiderstehliches Geheiß den Menschen enthüllt worden.
Baha'u'llah, Ährenlese

Baha'u'llah verbrachte den Rest seines Lebens – 40 Jahre – im Gefängnis und Exil in Konstantinopel (heute Istanbul, Türkei), Adrianopel (heute Edirne, Türkei) und schließlich in der Strafkolonie Akka in Palästina, in der Nähe von Haifa, im heutigen Israel. Trotz seiner Gefangenschaft verkündete er die Baha'i-Lehren von Frieden, universeller Liebe und Welteinheit, und sein neuer Glaube wuchs zu einer Weltreligion. Wer war er, dieser Gefangene, der eine solche Treue und Liebe unter so vielen Millionen Anhängern aus so vielen Nationen, Ethnien und Glaubensrichtungen bewirkt hat?


Informationen über Baha'u'llah finden sich an vielen Stellen, aber diese kurze Beschreibung aus Peter Smiths „A Concise Encyclopedia of the Baha'i Faith“ beschreibt die Reaktion vieler, die ihm begegneten:


Die große Hingabe und Liebe, die seine Anhänger für Baha'u'llah empfanden, macht es schwer, eine Vorstellung davon zu gewinnen, wie er tatsächlich war. So betonen ihre Schilderungen von Baha'u'llah seine überwältigende und unbeschreibliche Präsenz. Ein Autor schreibt, dass es kaum jemandem möglich war, ihm in die Augen zu schauen oder in seiner Gegenwart einen vollständigen Satz zu sprechen.


Eine andere, detailliertere Beschreibung stammt von dem berühmten britischen Orientalisten E. G. Browne, dem einzigen Besucher aus dem Westen, der Baha'u'llah jemals begegnet ist, hier zitiert in Shoghi Effendis Buch „Gott geht vorüber“:


Das Antlitz dessen, den ich erblickte, kann ich nie vergessen, und doch vermag ich es nicht zu beschreiben. Diese durchdringenden Augen schienen auf dem Grund der Seele zu lesen; Macht und Autorität lagen auf dieser hohen Stirn … Hier bedurfte es keiner Frage mehr, vor wem ich stand, als ich mich vor einem Manne neigte, der Gegenstand einer Verehrung und Liebe ist, um die ihn Könige beneiden und nach der Kaiser sich vergeblich sehnen!
Shoghi Effendi, Gott Geht Vorüber

Ich verbrachte dort,“ bekundete der Besucher, „fünf unvergessliche Tage, an denen ich mich unvergleichlicher und unverhoffter Gelegenheiten erfreute, mit denen zu sprechen, die Quellen des mächtigen, wundersamen Geistes sind, der mit unsichtbarer, aber wachsender Kraft an der Verwandlung und Neubelebung eines im Todesschlaf versunkenen Volkes wirkt. Es war ein wahrhaft außergewöhnliches und ergreifendes Erlebnis, von dem ich kaum einen schwachen Abglanz wiederzugeben vermag.


So wie alle Propheten und Stifter der großen Religionen der Welt, die wegen ihres Glaubens und ihrer Lehren verfolgt wurden, nahm auch Baha'u'llah aufgrund der Verkündigung der neuen Religion unermessliche Leiden auf sich.


Dies ist in gewisser Weise verständlich, denn seine Lehren erschütterten die Grundlagen der rückständigen Gesellschaften, in denen er lebte. Und sie fordern die Menschheit auch weiterhin zur Veränderung auf. Baha'u'llah lehrte Weltfrieden, ethnische und religiöse Einheit, die unerlässliche Harmonie von Wissenschaft und Religion, die gleichen Rechte für Mann und Frau und die Beseitigung der Extreme von Armut und Reichtum. Er befürwortete die allgemeine Schulpflicht, die Annahme einer universellen Hilfssprache und die Bildung eines globalen parlamentarischen Regierungssystems. Wie jeden großen geistigen Boten brachten all diese Lehren Baha'u'llah in Konflikt mit den weltlichen und geistigen Führern seiner Zeit, und zugleich zogen sie Millionen von treuen Anhängern in der ganzen Welt an.


In dieser bemerkenswerten Passage aus E. G. Brownes Beschreibung seiner Begegnungen mit Baha'u'llah, zitiert in J. E. EsslemontsBaha'u'llah und das neue Zeitalter“, erzählte Browne, was Baha'u'llah zu ihm sagte:


Wir wünschen nur das Wohl der Welt und das Glück der Völker, dennoch hält man Uns für Anstifter von Streit und Aufruhr, die Gefangenschaft und Verbannung verdienen… Wir wünschen, daß alle Völker in einem Glauben vereint und alle Menschen Brüder werden, daß das Band der Liebe und Einigkeit zwischen den Menschenkindern gestärkt werde, daß Religionsverschiedenheit zu einem Ende komme und die Unterschiede, welche zwischen den Rassen gemacht werden, aufhören – was ist nun Schlimmes hieran? … Aber trotz all dem wird es dahin kommen: diese fruchtlosen Kämpfe, diese zerstörenden Kriege werden beendet werden, und der 'Größte Friede' wird kommen… Aber dennoch sehen Wir eure Könige und Regenten die Schätze ihrer Länder mehr auf die Zerstörung der menschlichen Rasse verwenden als darauf, was zum Glück der Menschheit führen würde … Diese Kämpfe, dieses Blutvergießen und diese Zwietracht müssen aufhören, alle Menschen müssen sein, als ob sie einem Geschlecht und einer Familie angehörten… Es rühme sich kein Mensch dessen, daß er sein Land liebt, sondern eher dessen, daß er das ganze Menschengeschlecht liebt …

 

David Langness schreibt und editiert für BahaiTeachings.org und ist als Journalist für ein Magazin tätig. Er lebt mit seiner Frau Teresa in den Sierra-Ausläufern Nordkaliforniens.


Dieser Artikel erschien im Original auf bahaiteachings.org






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