Eine andere Art von Liebe – Gott lieben lernen
- Faith Mzungu-Vilakati
- 4. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Wenn es auf dieser Welt jemals eine universelle Sprache gegeben hat, könnte es die Sprache der Liebe sein. Unabhängig von Alter, Abstammung, Nationalität, Geschlecht und Sozialstatus wollen wir alle geliebt werden.

Moderne Psychologen definieren Liebe als das starke Verlangen, sich mit einer anderen Person emotional zu verbinden. Wenn man jemanden liebt, kümmert man sich um ihn, spricht mit ihm, möchte in seiner Nähe sein und das Leben mit ihm teilen.
Aber wie stellen wir diese Liebesbeziehung zu Gott her? Wie schafft man es, einen starken Wusch nach einer emotionalen Vereinigung mit Gott aufzubauen? Wie spricht man mit Gott, wie kommt man ihm nahe und wie vertraut man sich ihm an?
In den Baha'i-Lehren spricht Gott zur Menschheit und sagt:
Liebe Mich, damit Ich dich liebe. Wenn du Mich nicht liebst, kann Meine Liebe dich niemals erreichen. Erkenne dies, o Diener!
Baha'u'llah, Die Verborgenen Worte
Gott ruft uns dazu auf, ihn zu lieben, damit wir seine Liebe spüren können. Die Liebe zu Gott beruht auf Gegenseitigkeit, genauso wie bei anderen Arten der Liebe. Jedoch ist Gottes Liebe immer da. Er erschuf uns von Anfang an aus Liebe:
Ich liebte es, dich zu erschaffen, also erschuf Ich dich. Nun liebe du Mich, damit Ich deinen Namen nenne und deine Seele mit dem Geiste des Lebens erfülle.
Baha'u'llah, Die Verborgenen Worte
Wenn es also jemandes Wunsch ist, mit dem Ziel der eigenen Liebe zu sprechen und ihm nahe zu sein, wie ist das in der Liebe zu Gott möglich?
In den Baha'i-Lehren heißt es, dass das Gebet ein „Gespräch mit Gott“ sei. Wenn wir beten, sprechen wir mit Gott.
Betrachten wir es einmal so: Wenn wir eine Weile nicht mit unseren geliebten Menschen gesprochen haben, vermissen wir sie. Tief in uns empfinden wir eine Leere. Wir sehnen uns danach, ihre Stimme zu hören oder eine Nachricht von ihnen zu erhalten, und gerade das ist es, was die Beziehung am Leben erhält.
Wenn wir uns nun angewöhnen, jeden Morgen und Abend zu beten, verhält es sich ganz ähnlich. Solange wir dies täglich tun, fühlen wir uns mit unserem Schöpfer verbunden – und wir fühlen uns von ihm getrennt, wenn wir unser gewohntes Gespräch auslassen. Das ist tatsächlich vergleichbar mit dem Kontaktabbruch zu unseren geliebten Menschen. Deshalb ist es schwer, Gottes Liebe zu spüren, wenn die Verbindung abbricht, also wenn wir nicht im Gebet mit ihm sprechen. Seine Liebe kann uns nicht erreichen.
Wenn wir mit unseren Lieben sprechen, steigt in uns ein Gefühl der Liebe und ruhigen Zufriedenheit auf. Das gleiche Gefühl entsteht im Gebet, wenn wir ein Gespräch mit Gott führen. „In der Welt des Seins gibt es nichts Lieblicheres als das Gebet“, heißt es in den Baha'i-Schriften.
Wie können wir aber Gott nahe sein, wenn wir ihn nicht sehen können? Schließlich ist gegenseitige Nähe doch in jeder Liebesbeziehung der sehnliche Wunsch! Wie können wir uns Gott nähern, in unserem Bemühen um immer größere Liebe zu ihm? Allzu leicht empfinden wir Gott als weit entfernt, denn er ist jenseits unseres gehirnbasierten und geistigen Verstehens. Aber er hat uns seiner Nähe versichert:
Wir sind dem Menschen näher als seine Halsschlagader.
Baha'u'llah, Ährenlese aus den Schriften Baha'u'llahs
Meine Liebe ist in dir. Erkenne dies, damit du Mich nahe findest.
Baha'u'llah, Die Verborgenen Worte
Was hindert uns also daran, diese Nähe Gottes zu spüren? Die Bibel sagt in Genesis 1:27 „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“. Dieses Ebenbild gehört nicht dem körperlichen Dasein an, es ist vielmehr ein Sichtbarwerden der Kräfte und Eigenschaften Gottes. Gott ist zum Beispiel der Allliebende, deshalb hat er uns die Liebesfähigkeit verliehen. Gott ist der Allbarmherzige und hat dem Menschen entsprechend die Fähigkeit zum Vergeben verliehen.
Wenn man jemanden liebt, ist es ganz natürlich, dass man Dinge tun möchte, die dem geliebten Menschen Freude bereiten. Auf diese Weise wird die emotionale Verbindung gestärkt und es entsteht ein Gefühl der Nähe, eine starke Bindung.
Ebenso bemühen wir uns in unserer Liebe zu Gott, das zu tun, was ihm gefällt und uns ihm näherbringt. Dazu gehören das Verbundensein mit anderen in vollkommener Einheit, der Dienst für die Menschheit, Freundlichkeit, die Liebe zur ganzen Schöpfung und das Ausleben aller Tugenden, mit denen er uns ausgestattet hat.
Wenn wir jedoch Dinge tun, die Gott missfallen, können wir seine Gegenwart nicht spüren. Neid, Hass, emotionale Abhängigkeit von Materiellem, Klatsch, irdische Begierden und so weiter verhindern, dass wir die Liebe Gottes fühlen können.
Wenn du Mich begehrst, suche niemanden außer Mir. Willst du Meine Schönheit schauen, so schließe deine Augen vor der Welt und allem, was darinnen ist.
Baha'u'llah, Die Verborgenen Worte
Wenn man lernt, Gott zu lieben, wird er ein Vertrauter und wahrer Freund, ebenso wie bei jeder anderen Art von Liebe. Im Gebet, also im Gespräch mit ihm wendet man sich an ihn und findet dadurch überall Sonnenschein. Wie wir alle wissen, ist Liebe ansteckend. Wenn wir Gott lieben, können wir Gottes Liebe spüren und im Gegenzug allen Menschen größere Liebe erweisen, die Gott aus Liebe erschaffen hat.
Faith Mzungu-Vilakati ist freiberufliche Journalistin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern. Sie schreibt Artikel, redigiert und gestaltet Publikationen. Sie engagiert sich leidenschaftlich für den Dienst an der Menschheit und möchte zur Verbesserung ihrer Gemeinschaft und der Welt beitragen.
Dieser Artikel erschien im Original auf bahaiteachings.org und wurde von der Redaktion geringfügig geändert.
Foto von Erhan Dayı