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  • AutorenbildMichelle Goering

Fünf Tipps gegen deprimierende und pessimistische Gedanken


Habt Ihr auch in den letzten Monaten und Jahren ganz schön viel Zeit damit verbracht, euch unfähig zu fühlen? Scheinbar unlösbare Probleme, infolge der vorherrschenden Ungerechtigkeit und Uneinigkeit, konfrontieren uns. Diese Probleme sind gewaltig und komplex, und jedes hängt mit allen anderen zusammen wie ein riesiges Knäuel aus unlösbar verheddertem Garn.


Bin ich bewaffnet mit der Macht Deines Namens, so kann nichts mich verwunden

Angesichts von Klimawandel, globaler Pandemie, Rassismus, sozialen Unruhen, Ungerechtigkeit – neuerdings der Krieg in Europa und die Energiekrise – und seit langem bestehenden Wunden auf allen Seiten ist es leicht, sich klein und machtlos zu fühlen und sich am liebsten zusammenrollen und verstecken zu wollen.


Nimmt man zu diesen gemeinsamen Problemen noch all unsere persönlichen Sorgen hinzu – Krankheit, zerbrochene Beziehungen, Einsamkeit, Arbeitsprobleme, finanzielle Nöte – können wir uns leicht überfordert fühlen, als ob nichts, was wir tun, etwas ändern würde. Unsere Welt braucht offensichtlich einen tiefgreifenden Wandel, um zu heilen, und viele Menschen haben das Gefühl, dass sie nicht das dafür Nötige zu leisten imstande sind.

Die Baha'i-Schriften sagen dazu jedoch, dass es in solchen Momenten tatsächlich wirksame Maßnahmen gibt, die jeder von uns ergreifen kann. Diese fünf inneren und äußeren Dinge sind für jeden zugänglich:


1. Im Kopf behalten, dass Gott „nicht würfelt“ und einen Plan für die Menschheit hat


Wie ein liebender Elternteil, so sagen uns die Baha'i-Lehren, hat der Schöpfer die Menschheit nie ohne geistige und praktische Führung gelassen, und seine göttlichen Boten bringen uns weiterhin einen aufeinander aufbauenden, regelmäßig erneuerten und sich entwickelnden Plan für unser persönliches und kollektives Wachstum auf immer höheren Entwicklungsstufen. Wir stehen an der Schwelle zum kollektiven Erwachsensein, und die Pubertät ist eine turbulente Zeit. Wir können uns dafür entscheiden, weniger zu leiden, indem wir unsere Erwartungen auf das Wirken einer höheren Gerechtigkeit setzen. Wenn wir selbstsüchtig und ohne Rücksicht auf unser kollektives Wohl handeln, werden wir leiden und das Leiden anderer verursachen, sowohl körperlich als auch geistig.

Die Baha'i-Schriften erklären die gegenwärtige Zeit als einen notwendigen Teil unserer Transformation zu einer Weltbürgerschaft:


... diese großen Heimsuchungen, die über die Welt gekommen sind, bereiten sie vor auf das Kommen der Größten Gerechtigkeit.

Diese fruchtlosen Streitigkeiten, diese zerstörerischen Kriege werden aufhören und der „Größte Friede“ wird kommen.
Baha'u'llah, zitiert in Gott geht vorüber

Unsere Kämpfe als notwendig für unsere Entwicklung und unser Lernen zu verstehen, kann uns eine gewisse Perspektive geben und uns vor der Verzweiflung bewahren.


2. Beten – für uns selbst, für andere, für die Heilung dieser Welt


Wir haben vielleicht das Gefühl, dass wir in dieser Welt nur wenig tun können, um zu helfen. Aber das Gebet ist unsere Verbindung zum Allmächtigen und damit zu dieser Macht. Wir können Gott immer um Hilfe bitten und darauf vertrauen, dass er in seiner Barmherzigkeit für das sorgen wird, was wir brauchen, und auch anderen helfen wird.

Wenn ich niedergeschlagen bin und mich hilflos fühle, spreche ich manchmal dieses kurze Baha'i-Gebet, um mich daran zu erinnern, wer das Sagen hat:


Bin ich bewaffnet mit der Macht Deines Namens, so kann nichts mich verwunden, und mit Deiner Liebe im Herzen können alle Trübsale dieser Welt mich nicht schrecken.
Baha'u'llah in Baha'i Gebete

3. Auf das konzentrieren, was uns Freude bringt und Energie gibt – und das einschränken, was uns runterzieht


Ich befasse mich zwar mit den Geschehnissen in der Welt und nehme sie wahr – und arbeite intensiv daran, positive Veränderungen herbeizuführen –, aber meine Erfahrung ist, dass eine übermäßige Konzentration auf die Zerrissenheit alter Systeme und Denkweisen mich eher entkräftet und auslaugt. Deshalb achte ich darauf, dass ich mich nicht zu sehr mit negativen und polarisierenden Medien, Parteinahme für die eine oder andere Seite, Klatsch und Verleumdung, minderwertiger Unterhaltung und reißerischen Meldungen beschäftige, die mich nur ködern sollen. Ich ernähre meinen Körper nicht mit Junkfood, warum sollte ich also meinen Kopf mit Müll füllen?

Die Baha'i-Schriften erklären, dass die spirituelle Realität und unsere spirituellen Qualitäten die Quelle von Freude und Energie sind:

Kein menschliches Wesen bleibt von diesen beiden Einflüssen [Freude und Schmerz] unberührt, doch alle Sorge und aller Kummer, denen wir begegnen, kommen aus der Welt des Stoffes, die geistige Welt hingegen schenkt nur Freude.
Abdu'l-Baha, Ansprachen in Paris

Jeder hat schon mal erfahren, dass wenn wir selbst in glücklicher Stimmung sind, wir unsere Umgebung damit anstecken. Abdu'l-Baha ermutigte das: „Ich wünsche, dass ihr glücklich seid, ... dass ihr lacht, strahlt und euch freut, damit andere durch euch glücklich werden.“ (Übersetzung aus "The Promulgation of Universal Peace", p. 218)


4. In jedem Aspekt der Schöpfung nach den Zeichen des Göttlichen suchen


In den Schriften der Baha'i heißt es über Gott sinngemäß: „Alles Erschaffene im ganzen All ist nur ein Tor zur Seiner Erkenntnis.“ (Baha'u'llah, Ährenlese). Die Sonne zeugt von Gottes Erleuchtung und Macht. Ein Samenkorn steht für Demut, Aufopferung und Potential, eine Blume für Schönheit und Süße, ein Berg für die Macht und Beständigkeit des Schöpfers. Ein Aufenthalt in der freien Natur kann also durchaus unsere Stimmung heben und uns helfen, eine andere Sichtweise zu gewinnen.

Was uns Menschen betrifft, so hat Gott all diese eigentlich geistigen Eigenschaften in uns angelegt. Wir alle haben die Fähigkeit zu Beständigkeit, Demut, Großzügigkeit, Vergebung und Liebe. Wenn wir die göttlichen Eigenschaften anderer suchen und erkennen, schöpfen wir Hoffnung. Wir können diese Qualitäten in uns selbst, in unseren Kindern und in unseren Mitmenschen sehen und fördern. Sie sind die Essenz dessen, was wir sein sollen.


5. Über sich selbst hinausschauen und sich dem Dienst an anderen widmen


Unser Elend wird oft dadurch vergrößert, dass wir uns auf unseren eigenen Schmerz konzentrieren. Vielleicht sind wir besorgt über die Zukunft oder traurig über die Vergangenheit. Vielleicht haben wir große Traumata und Verluste erlitten. Dieses Leben ist voller solcher Prüfungen – aber wir können etwas von unserem Schmerz lindern, indem wir anderen helfen. Von Abdu'l-Baha wird berichtet, er habe den Rat gegeben: Sei nicht der Sklave deiner Stimmungen, sondern ihr Herr. Wenn du aber so zornig, so niedergeschlagen und so gekränkt bist, dass dein Geist nicht einmal im Gebet Befreiung und Frieden finden kann, dann eile und bereite einem Niedergeschlagenen oder Betrübten, oder einem schuldig oder unschuldig Leidenden eine Freude! Opfere dich, dein Talent, deine Zeit, deine Ruhe einem anderen, einem, der eine schwerere Last zu tragen hat als du selbst – und deine bedrückte Stimmung wird vergehen ...

Anderen zu dienen kann bedeuten, dass wir unsere Zeit und unsere Talente einer sozial engagierten Organisation zur Verfügung stellen, aber es kann auch viele einfachere Formen annehmen: einem Freund zuhören, nach jemandem sehen, von dem wir schon lange nichts mehr gehört haben, einem Nachbarn oder Verwandten Hilfe anbieten, unsere Arbeit als den höchsten Dienst betrachten, den wir der Menschheit erweisen können, und allen, die unseren Weg kreuzen, mit Liebe begegnen.

Wir leben in umwälzenden und unbeständigen Zeiten mit großem Leid und großen Möglichkeiten für einen echten und positiven Wandel, persönlich und kollektiv. Aber wir sind nicht machtlos, und die kleinen Dinge, die wir tun, um unsere Perspektive zu bewahren und Gottes Liebe und heilende Botschaft weiterzugeben, können eine große Wirkung haben.


 

Michelle Goering hat ihr Leben lang geschrieben, aber bis vor kurzem nur um ihrer eigenen seelischen Gesundheit willen. Sie ist Poetin, Essayistin, Sängerin und Gitarristin mit beruflicher Erfahrung im Verlagswesen, verheiratet und Mutter von Zwillingssöhnen. Sie wuchs auf einer Farm in Kansas/USA auf und vermisst immer noch einige Aspekte des Landlebens in San Diego, wo sie heute mit großer Begeisterung lebt. Sie ist Baha'i und interessiert sich für den Aufbau einer Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg.


Dieser Artikel erschien im Original auf bahaiteachings.org und wurde von der Redaktion leicht editiert


Photo von Dyu - Ha auf Unsplash

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