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Im Dialog: „Nahrungsmittelkrisen gemeinschaftlich und ökologisch überwinden“

  • Autorenbild: Babak Farrokhzad
    Babak Farrokhzad
  • 23. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Ein Dialogbeitrag zu „Nahrungsmittelkrisen gemeinschaftlich und ökologisch überwinden“ (Teil 1, Teil 2)

Ingo Hofmann im Gespräch mit Babak Farrokhzad


Was ist ein Dialogbeitrag?

Mit diesem Format (siehe dazu auch unseren Startartikel) laden wir unsere Leser dazu ein, zu allen Artikeln, die im Perspektivenwechsel-Blog im Original erschienen sind (ob neu oder schon älter), Fragen zu stellen. Ihr könnt die Redaktion dazu gerne über das Kontaktformular anschreiben, die jeweiligen Autoren werden dann auf eure Fragen antworten. Die Antwort des Autors entspricht dabei seiner persönlichen Meinung.

Und so geht’s:

  1. Du formulierst 2 - 4 Fragen, die dich beschäftigen und auch andere interessieren könnten. Über unser Kontaktformular schickst du sie an uns.

  2. Unabhängig vom Veröffentlichungsdatum kannst du Fragen zu den meisten Artikeln auf dieser Website stellen. AUSGESCHLOSSEN sind lediglich Fragen zu Artikeln englischsprachiger Autoren, die am Ende als Übersetzung aus bahaiteachings.org gekennzeichnet sind.

  3. Die einzelnen Fragen sollten nicht mehr als 50 Wörter enthalten, selbstverständlich respektvoll und entgegenkommend verfasst. Die Redaktion kann die Fragen sprachlich anpassen.

  4. Auf Wunsch ist eine anonyme Veröffentlichung möglich; in der Regel werden die Fragen nur mit Namen gekennzeichnet. Weitere Angaben zu den Fragenden (E-Mail o. Ä.) werden NICHT veröffentlicht. In deiner Kontaktmail an uns gib aber bitte immer deinen vollständigen Namen und Ort an.

  5. Mit dem Einsenden deiner Fragen stimmst du ihrer Veröffentlichung zu.

  6. Eventuelle weitere Diskussionen mit Lesern sind nur über unser Kontaktformular möglich. Aus Verfahrensgründen muss in solchen Fällen mit größeren Zeitverzögerungen gerechnet werden.


Nahrungsmittel

Frage: Wie könnten wir mit diesem Thema in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskurs auf lokaler Ebene einsteigen? Gibt es gemeinsame Handlungsspielräume?


Ein Ansatz könnte darin liegen, Initiativen an der Basis der Gesellschaft – mit mündigen Teilnehmenden und hohem zivilgesellschaftlichem Engagement, etwa in der lokalen Landwirtschaft – gezielt durch staatliche Rahmenbedingungen zu stärken. Wenn Regierungen Projekten mit gesellschaftlichem Nutzen und Entwicklungspotenzial zuhören, ihnen Sichtbarkeit geben und sie mit Beratung oder fairer Förderung flankieren, entsteht Vertrauen. So kann ein Zusammenspiel wachsen, das dem Allgemeinwohl dient – und langfristig zur Resilienz gegen Nahrungsmittelkrisen beiträgt.


Frage: Welche Rolle kann der Staat spielen, ohne lokale Selbstverantwortung zu untergraben?


Staatliches Handeln muss nicht im Widerspruch zu lokaler Selbstorganisation stehen – im Gegenteil: Es kann diese stärken, wenn der Staat weniger steuert und mehr begleitet. Statt zentralistischem Zugriff braucht es Plattformen, auf denen erfolgreiche Initiativen sichtbar werden, öffentliches Vertrauen gewinnen und Nachahmung ermöglichen. Ein möglicher Weg: Der Staat stellt gezielt Produktionsmittel bereit, behält aber Eigentum und teilt fair den Ertrag – ohne in eine Abhängigkeit zu führen. Ebenso wichtig ist, staatliche Förderung auf Beratung und Wissenstransfer auszurichten – nicht auf kurzfristige Förderlogiken oder parteipolitische Netzwerke. So kann Engagement in der Bevölkerung erhalten bleiben – gerade dort, wo Menschen Verantwortung für ihre Gemeinschaft übernehmen wollen.


Frage: Warum verlieren Themen wie Nachhaltigkeit und Klimakrise an öffentlicher Aufmerksamkeit – und was sagt das über unsere Gesellschaft?


Wir leben in einem Zeitalter des Materialismus. Geistige Werte wie Zusammenarbeit, Rücksichtnahme und gegenseitige Unterstützung haben an Bedeutung verloren. Statt unsere Stärken zu verbinden, treten wir mit ihnen gegeneinander an – und schwächen uns dadurch im Wettbewerb. Diese Entwicklung untergräbt unsere Fähigkeit, gemeinschaftlich Lösungen zu gestalten. Gleichzeitig geraten immer mehr Systeme – sozial, ökonomisch, ökologisch – unter Druck. Die Folgen sind überlagerte Krisen, die unsere Aufmerksamkeit fragmentieren. In dieser Lage verlieren viele Menschen den Überblick und ziehen sich ins Private zurück. Genau darin liegt die eigentliche Herausforderung: Die Bereitschaft zur gemeinsamen Gestaltung muss wieder wachsen – auf Basis von Mündigkeit, Vertrauen und geteilter Verantwortung.


Frage: Wie kann vorsorgendes Handeln gestärkt werden – bevor neue Nahrungsmittelkrisen eintreten?


Die drohenden Nahrungsmittelkrisen durch Klimaverschiebungen sind keine abstrakte Möglichkeit, sondern eine konkret absehbare Entwicklung. Anders als bei der Corona-Pandemie, wo schnelles Reagieren gefragt war, hätten wir hier die Chance, vorausschauend zu handeln. Zivilgesellschaftliche Gruppen, staatliche Stellen, Universitäten und Forschungseinrichtungen sollten gemeinsam Instrumente bereitstellen, mit denen Menschen ihre lokalen Versorgungssysteme widerstandsfähiger machen können – etwa durch ökologische Anbaumethoden, gemeinschaftlich getragene Produktionsstrukturen und regionale Wertschöpfung. Entscheidend ist, dass solche Prozesse nicht von außen aufgedrängt werden, sondern auf Ermutigung und Teilhabe beruhen. Denn Zukunft gehört nicht denen, die auf Hilfe warten – sondern denen, die vorbereitet sind.



Babak Farrokhzad (Dr.-Ing.), langjährig tätig in Innovationsmanagement bei führenden europäischen Technologieunternehmen. Veröffentlichung zu Innovations- und Portfoliomanagement, sowie zu Baha'u'llahs Buch der Gewissheit, Untersuchungen zum Einfluss von Religion auf Innovation in einer Münchener Baha'i-Studiengruppe.


 
 
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